Phraseologismen und text: probleme der phraseologischen modifikation

Merkmale der Untersuchung der Funktionsweise von Ausdruckseinheiten der modernen deutschen Sprache in literarischen Texten. Berücksichtigung von Unterschieden zwischen Ausdruckseinheiten und freien Phrasen. Analyse von Kunstwerken deutscher Autoren.

Ðóáðèêà Èíîñòðàííûå ÿçûêè è ÿçûêîçíàíèå
Âèä ñòàòüÿ
ßçûê íåìåöêèé
Äàòà äîáàâëåíèÿ 20.07.2020
Ðàçìåð ôàéëà 20,0 K

Îòïðàâèòü ñâîþ õîðîøóþ ðàáîòó â áàçó çíàíèé ïðîñòî. Èñïîëüçóéòå ôîðìó, ðàñïîëîæåííóþ íèæå

Ñòóäåíòû, àñïèðàíòû, ìîëîäûå ó÷åíûå, èñïîëüçóþùèå áàçó çíàíèé â ñâîåé ó÷åáå è ðàáîòå, áóäóò âàì î÷åíü áëàãîäàðíû.

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Phraseologismen und text: probleme der phraseologischen modifikation

Untersuchungsgegenstand und Problemstellung. Im Zusam¬menhang mit der Entfaltung der Textlinguistik und der Untersuchung kommunikativ-pragmatischer Aspekte der Sprache wird heute auch die Erforschung der Verwendung der Phraseologismen in der gesell-schaftlichen Kommunikation, werden ihre spezifischen Möglichkei¬ten, zum Aufbau der Textstruktur beizutragen, als Schwerpunkt der Phraseologieforschung betrachtet [1, S. 216; 2, S. 41].

Im Mittelpunkt der folgenden Abhandlung stehen die Verwen¬dungsbesonderheiten der phraseologischen Einheiten (Phraseolo¬gismen, Phraseme) und zwar die okkasionellen Modifikationen usueller Phraseologismen. Die Notwendigkeit, weitere Untersu¬chungen auf diesem Gebietdurchzuführen, besteht darin, dass „die semantischen Prozesse, die sich mit Phraseologismen im Kontextabspielen können“ nicht ausreichend erforscht sind [3, S. 321]. Dar¬über hinaus wird mit den Merkmalen der lexi¬kalisch-semantischen Stabilität, Idiomatizität, Lexikalisierung und Reproduzierbarkeit [1, S. 35]. Die lexikalisch-semantische Stabilität oder Festigkeit besteht darin, dass der Austausch der phra¬seologischen Komponenten innerhalb der Wendung im Vergleich zu freien syntaktischen Verbindungen begrenzt und in vielen Fällen gar nicht möglich ist. Die lexikalisch-semantische Stabilität der Phra- seologismen zeigt sich auchin landschaftlich-territorialen Dubletten. So wird Rahm als einzelnes Lexem vorwiegend westmitteldeutsch, süddeutsch, österreichisch und schweizerisch gebraucht, während im übrigen Sprachgebiet dafür Sahne üblich ist. Aber in den Phraseolo¬gismen den Rahm abschöpfen - „sich das Beste nehmen“, den Rahm ansetzen lassen - „abwarten“ ist solcher Ersatz unüblich. Zur Stabili¬tät der Phraseologismen tragen außerdem phraseologisch gebundene Wörter oder „unikale Komponenten“, die im freien Sprachgebrauch entweder als veraltet gelten, oder an eng fachsprachlichen Gebrauch gebunden sind (z.B. jemandem den Laufpass geben - „sich von jemandem trennen, jemanden wegschicken“, auf Anhieb - „sofort“). Syntaktische und morphologisch-flexivische Anomaliensind ein wei¬teres Merkmal der Stabilität der phraseologischen Einheiten, die sich einerseits in der syntaktischen Verbindung der Komponenten eines Phraseologismus, andererseits in Beschränkungen der Transforma¬tionen, der transformationellen Defektivität zeigen (z.B. gut Ding hat schweren Anfang - „es ist schwer etwas anzufangen“, Hals über Kopf - „in höchster Eile“), Stabilität nichtidiomatischer Kompo¬nenten (z.B. Wortpaare wie Freund und Leid, hier und da, hin und her ) [1, S. 37-64]. Die Idiomatizität der Phraseologismen entsteht auf dem Wege der Metaphorisierung (z.B. jemanden auf die Palme bringen - „jemanden wütend machen“, in der Tinte sitzen - „in einer unangenehmen Lage sein“) sowie durch die Spezialisierung der nich¬tübertragener Sememe in bestimmten Verbindungen (z.B. sich auf den Weg machen - „zu einem bestimmten Zweck fortgehen“, alle, die es angeht - „alle Interessenten“).Unter Lexikalisierung der Phra- seologismen versteht man ihre Speicherung im Lexikon, was bedeu¬tet, dass sie nicht mehr nach einem syntaktischen Strukturmodell in der Äußerung „produziert“, sondern dass sie als „fertige“ lexikalische Einheitenin der Rede „reproduziert“ werden [1, S. 67].

Das Verhältnis von Phraseologie zu Literatur ist gekennzeichnet durch den kreativen Gebrauch von Phrasemenin literarischen Tex¬ten. Die Verwendung von Phraseologismen in Texten der schönen Literatur trägt der ästhetisch-künstlerischen Struktur des Werkes bei. Sie dienen in erster Linie der Personencharakteristik durch Sprachporträt, kreativer Auflösung des „Schemas der Benennung“, „kontrastierendem In-Frage-Stellen“ [1, S. 230], außerdem wird der Phraseologismus als „Hauptmittel der Vertextung“ eingesetzt und „bestimmt als solches nicht nur die Struktur des Textes, sondern auch die Art und Weise der künstlerischen Gestaltung sowie den konnotativen Gehalt des Textes“ [5, S. 692]. Die Phraseologismen dienen „der Schließung einer Benennungslücke“ und gelten als „expressive Konkurrenzformen“ zu bereits vorhandenen nichtex¬pressiven Benennungen [1, S. 167]. Sie ermöglichen Textkohärenz sowie sprachspielerische Betätigung [6, S. 239]. Die verschieden-artigen Leistungen ergeben sich aus den oben erwähnten struktu¬rell-semantischen Eigenschaften der Phraseologismen sowie aus ihrer Ambiguierung durch den Text (betrifft vor allem Phraseologis¬men, die infolge der Metaphorisierung entstanden sind und besteht darin, dass „mit der phraseologischen Gesamtbedeutung gleichzei¬tig eine konstruktionsexterne Bedeutung einzelner Komponenten oder auch eine nichtphraseologische Bedeutung der ganzen Konst¬ruktion aktualisiert wird“ [7, S. 142].

Die Etabliertheit der Phraseologismen macht sie zum Bestand¬teil des Phraseolexikons einer Sprache, zum sprachlichen Zei¬chen mit Formativ und Bedeutung. Sie haben mit diesem Status jedoch nicht ihren dynamischen Charakter verloren, sondern dieser wird aufgelockert durch Variationen, Modifikationen, polysemi- sche Bedeutungsdiffusionen und im Text durch Kontexteinflüsse [4, S. 111].

Das Auftreten von Phraseologismen in Texten ermöglichen ihre textbildenden Potenzen. Der Begriff „textbildende Poten¬zen der Phraseologismen“ wurde von I. Chernyseva eingeführt. Weiterentwickelt wurde das Konzept insbesondere von D. Dobro- vol'skij, W. Fleischer, B. Wotjak, A. Sabban. B. Wotjak hebt mit Recht hervor, dass Phraseologismen als systemhaft relativ stabile, polylexikale Einheitendurch „eine hohe, in der Rede aktualisierbare textbildende (kreative Verknüpfungs-, Assoziations- und Modifika- tions-) Potenz, ein sehr reiches kommunikatives Potential “gekenn¬zeichnet sind. Dieses Potenzial ergibt sich daraus, dass es sich bei den Phraseologismen zwar um feste formal-semantische ganzheit¬liche Einheiten mehrgliedrigen Charakters handelt, die aber für den jeweiligen Kontext und je nach kommunikativer Situation ihre Merkmale aufheben können und vielfältige Möglichkeiten der tex- tuellen Aktualisierung bieten [8, S. 100].

Zu den wichtigsten Eigenschaften der Phraseologismen, die ihre textbildenden Potenzen bestimmen, zählt W. Fleischer folgende:

1) syntaktische Struktur der Wortgruppe und daraus sich ergebende potentielle Teilbarkeit, syntaktisch-strukturelle Variabilität;

2) semantische Teilbarkeit mit Variationen bis zur semantischen Autonomisierung von Komponenten, zur Derivation neuer Einheiten;

3) „diffuser Charakter“ der Bedeutung eines wesentlichen Teiles der Phraseolexeme;

4) reich entwickelte Synonymik innerhalb der Phraseolexeme;

5) stark entwickelte Expressivität durch Bildlichkeit und Konnotationen; Möglichkeiten der Expressivitätssteigerung [1, S. 216].

Im Prozess der Textproduktion werden sprachliche Einheiten in ihrer Form und Bedeutung auffällig „aktiviert“ und „aktualisiert“, denn „Textebieten Freiraum zur Entfaltung des phraseologischen Potenzials“ [9, S. 103]. Interessant vom Standpunkt der Textge¬staltung sind nicht die „Aktualisierungen usueller Art“ (es geht um usuelle Varianten, die durch grammatische Anpassung im Text ent¬stehen), sondern verschiedenartige okkasionelle Abwandlungen oder „phraseologische Bildungen okkasionell-textgebundener auffälliger Art“ [9, S. 103], die man als Modifikationen / Transformationen des phraseologischen Modells betrachtet. Die Ursachen von Modifika¬tionen sind verschieden: sie erwecken beiden Rezipienten bestimmte Reaktionen und rufen Assoziationen hervor; sie tragen der Expres¬sivität des Testes bei; gelten als neue Benennungen, die ein Denotat möglicherweise anschaulicher oder differenzierter benennen als kon¬ventionelle, oder als „situative Füllung der Leerstellen“ [6, S. 239]. Darüber hinaus ist eine nicht unwichtige Ursache die Freude der Textproduzenten und -rezipienten am unterhaltsamen Sprachspiel, am sprachlichen Experiment, das für den Rezipienten vornehmlich als Leseanreiz wirkt und sein Interesse für den Textinhalt befördert [3, S. 322]. Die Modifikationen sind nicht an die usuelle Variabilität gebunden. Die Forscher (B. Wotjak, D. Dobrovol'skij, W. Fleischer) sind sich darüber einig, dass es bei den individuell-okkasionellen Modifikationen nicht um abweichenden oder fehlerhaften Sprachge¬brauch geht, dass sie nicht als „Ausnahme“ oder „Sonderfall“ anzu¬sehen sind, sondern dass Modifikationen im Gegenteil eine ganz typi-sche Verwendungsweise der Phraseologismen sind.

Die Abgrenzung zwischen Modifikationen, Variationen und Varianten ist nicht ohne Probleme. So heben H. Burger und B. Wotjakvon den okkasionellen Modifikationen usuelle, konven¬tionelle, nebeneinander existierende Varianten ab [10; 8]. D. Dob¬rovol'skij und I. Chernyseva unterscheiden in diesem Zusammen¬hang zwischen „strukturellen Varianten“ (seine Hand/Hände im Spiel haben; kein Haar / kein Härchen krümmen); „struktureller Synonymie / Antonymie“ (j-n zum besten haben / halten; das Feld behaupten / räumen); „phraseologischen Serien“ (ein lockerer / lustiger / komischer / seltsamer Vogel; wieder Todvon Basel / War¬schau / Ypern aussehen) und „Konversiven“, worunter insbeson¬dere (Aktionsart-)Variationen eines wendungsinternen „neutralen“ Verbs verstanden werden (unter Dach uns Fach sein / bringen / kommen) [8, S. 5]. A. Sabban spricht von Modifikationen im enge¬ren Sinne (es geht dabei um formal veränderte Phraseme), die sie auch als Variationen bezeichnet und von usuellen und grundsätzlich lexikographisch erfassten Varianten abgrenzt [11, S. 245].

W. Fleischer, G. Helbig, G. Lerchner differenzieren in der „Kleinen Enzyklopädie - deutsche Sprache“ die Begriffe der Varia¬tion und der Modifikation. Unter Variation verstehen sie das Auf¬treten von usuellen (konventionellen), lexikographisch zu kodifizie¬renden und als normgerecht zu beurteilenden morphosyntaktischen oder lexikalischen Alternanten (Varianten) eines Phraseologismus [7, S. 135]. Die Modifikation ist nicht an die usuelle Variabilität gebunden [7, S. 135].

In der „Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache“ verwen¬det W. Fleischer Termini „phraseologische Variationen“, „variierte Phraseologismen“, „Strukturvariationen“ und „phraseologische (Struktur-) Varianten [1, S. 209-210] und unterscheidet drei Typen von Variationen, wobei unter diesem Oberbegriff unterschiedliche Ebenen (Ebene des Systems und Ebene der Verwendung, d.h. „phra¬seologische Strukturvarianten“ und „variierte Phraseologismen“ zusammengefasst werden, nämlich: 1) morphologische und teilweise auch syntaktische Veränderungen einzelner Komponenten / „Struk¬turvariationen“ oder „phraseologische Strukturvarianten“, die die innere Organisation des Materialbestandes nicht antasten (z.B. seine Hand /Hände im Spiel haben, mit den Achseln / die Achseln zucken, j-m kein Haar /Härchen krümmen, j-m keinen / nicht den Bissen Brot gönnen) (H. Burger bezeichnet nur diese Gruppe, in der es um Sub¬stituierbarkeit von strukturellen Elementen eines Phraseologismus geht, als Varianten im striktem Sinne; bei D. Dobrovol'skij sind das strukturelle Varianten; 2) Austausch einzelner lexikalischer Kom¬ponenten des Phraseologismus, wobei in der Regel entweder phra¬seologische Synonyme (z.B. j-n auf den Arm / auf die Schippe neh¬men) oder phraseologische Antonyme entstehen (z.B. mit dem /gegen den Strom schwimmen) (H. Burger betrachtet solche Einheiten nicht als Varianten ein und derselben Nennform, sondern postuliert dafür, dass eine Nennform im onomasiologischen Teil der anderen als Syn¬onym erscheinen sollte; bei D. Dobrovol'skij sind das strukturelle Synonyme) [8, S. 6]; 3) Erweiterung oder Reduktion des Komponen¬tenbestandes im Text.

Im Anschluss an H. Burger und B. Wotjak grenzen wir usuelle Varianten eines Phraseologismus von seinen kontextuellen Modifi¬kationen ab.

Die Modifikation von Phraseologismen ist ein kennzeichnendes Merkmal ihres Gebrauchs. Nach H. Burger gebe es kaum eine Ver-änderung eines Phraseologismus, die in irgendeinem Kontext nicht möglich und durchaus sinnvoll wäre [10, S. 28]. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die phraseologische Basis bestimmt, ob und in welcher Weise die Veränderungen auftreten können, so dass keine absolute Freiheit der Wahl der Modifikationsarten und -mittel gegeben ist [3, S. 322].

Der Eingriff in die innere Struktur eines Phra- seologismus setzt voraus, dass die phraseologische Basis bis zu der formalen und semantischen Grenze erhalten werden muss, die ihre Identifikation gerade noch erlaubt und die sichert, dass der Rezipient den Text mit der Modifikation auch versteht [3, S. 322]. Der Leser soll die usuelle Form eines Phraseologismus kennen, denn „nur wenn der Rezipient die phraseologische Basiskennt, kann er bestimmte Abweichungen im Zusammenspiel von paradigmatisch bedingter bzw. textgebundener Modifizierung und Assoziierung einerseits und Systemvorgaben andererseits einordnen, dekodieren, interpretieren und die Freude am Spielteilen“ [8, S. 103]. Wenn eine vom Sender vorausgesetzte bestimmte Kooperationsbereitschaft, bzw. Koopera¬tionsfähigkeit (als Gelingensbedingung) aus welchen Gründen auch immer (z.B. Unkenntnis der phraseologischen Basis, unterschiedli¬che Wissensvoraussetzungen / fehlendes gemeinsames Wissen über einen Sachverhalt, intellektuelle Überforderung...) beim Rezipienten fehlt, wird das „Vergnügen“ an bewussten Abweichungen von der phraseologischen Ausgangsform nicht geteilt, wird die Wirkungs¬absicht des Senders nicht erkannt und eine bestimmte Verwendung möglicherweise als Fehlerbetrachtet [8, S. 104].

Die Modifikationen von Phraseologismen operieren mit Subs¬titution, Erweiterung / Expansion, Reduktion, Kontamination und es treten auch die unterschiedlichsten Kombinationen dieser Modifikationen auf.

Man verwendet phraseologische Modifikationen in großem Maße absichtlich, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Dabei geht es vor allem um solche pragmatisch-semantischen Gründe wie Erhöhung des Rezeptionsanreizes, Verstärkung von Aussagen, Informationsverdichtung, Erreichung eines bestimmten wortspiele¬rischen Effekts, Anschaulichkeit, Expressivität oder auch Nomina¬tion [9, S. 103]. Die okkasionellen Modifikationen markieren den Text in einer ganz besonderen Weise, rufen textspezifische Konno- tationen hervor. Darin kommt eine wesentliche textbildende Funkti¬on phraseologischer Wortfügungen zum Ausdruck. Ersichtlich wird es vor allem an phraseologischen Kontaminationen und textge¬bundenen Substitutionen:

1. Das war ein mannhaftes Wort! Ich hatte befürchtet, er würde herumreden, wie die Katze um den heißen Brei und mit einem halben Versprechen den Rückzug antreten [12, S. 85]. Zugrunde liegt eine Kontamination der Phraseologismen um den heißen Brei herumreden - „um etwas herumreden, nicht über Kern der Sache reden“ und wie die Katze um den heißen Brei herumschleichen - „nicht wagen, eine schwierige Sache anzupacken; sich nicht an eine heikle Sache wagen“.

2. „Siehst du, mein Guter“, sagte er, „so leben wir. Klein, aber allein“ [12, S. 24]. Nach: klein, aber fein.

3. „Gelehrter Barhocker“, lobte Eugen. „Der Apfelfällt nicht weit vomPferd"[12, S. 35]. Nach: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

4. Prima, Dan. Man muss die Mädchen schmieden, solange sie warm sind [12, S. 65]. Nach: Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist.

Die Verwendung der textbezogenen neuen Komponenten ist für den Leser auffällig, unterhaltsam und anregend. Bei der Dekodie¬rung der komprimierten Information muss er gleichzeitig die Basis¬bedeutung des Phraseologismus und den Textbezug erfassen.

Bei pragmatisch bedingter Substitution werden die Basis¬komponenten mit Synonymen, Antonymen oder Hyperonymen ausgetauscht:

5. Der Duft der Suppe ließ mir das Wasser über den Gaumen

laufen [12, S. 82]. Nach: j-m das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen / j-m läuft das Wasser im Mund zusammen - „sich auf die bevorstehende Mahlzeit freuen“.

6. Der Schlag würde ihn treffen, wenn er sehen könnte, wie meilenweit wir vom rechten Pfade abgekommen waren [12, S. 233]. Nach: vom rechten Weg(e) /Kurs abkommen -„ kriminell, lasterhaft werden“.

Solche Modifikationen sind aber kaum expressiver als ihre Basen und kommen nicht so oft vor.

Die phraseologischen Modifikationen haben vielfältige text¬konstitutive und pragmatische Funktionen. Die Substitution und Expansion der Phraseologismen tragen zur Textkohärenz bei. Durch den Ersatz oder die Erweiterung im Komponentenbestand werden in die Wendung neue Elemente eingebracht, die den Phraseologis- mus an den Kontext semantisch anpassen. Dadurch gewinnt der Text an inhaltlicher Geschlossenheit. Die phraseologische Basis bleibt erhalten und wird zusätzlich um neue kontextrelevante Elemente bereichert, die konkretisierend und spezifizierend wirken [9, S. 104]:

7. Mag er arm sein wie Hiob nach der Währungsreform, mir gefällt er [12, S. 16].

8. Wer wagt, gewinnt oder bekommt Prügel [12, S. 182].

9. Matschats Hahn saß Aehre wie ein spitzer, kalter Dorn im Leib [13, S. 85]. Nach: etwas sitzt j-m wie ein Dorn im Leibe - „für jemanden sehr ärgerlich / unerträglich sein“.

10. Der Ober machte ein Gesicht, als ahnte er kommendes Unheil und wollte seine Hände schon vorher in Unschuld waschen [12, S. 245]. Nach: die Hände in Unschuld waschen - „jegliche Schuld von sich weisen, unschuldig tun“.

11. Ich bin ein blinder Passagier auf hoher See und kann nicht aussteigen [12, S. 59].

12. „Keine Spur. Fromm wie ein Osterlamm“ [12, S. 63].

Bei der Expansion einer phraseologischen Basis werden vor

allem adjektivische (s. Beispiel 9), oder adverbiale (s. Beispiele 7, 10, 11) Attribute ergänzt sowie Komposita mit einer Phraseologis- muskonstituente gebildet (s. Beispiel 12). Das Expansionselement beinhaltet in der Regel eine sich aus dem Text ergebende Informati¬on, wodurch eine dem Text dem Textinhalt verdichtende, unerwar¬tete Kombination sprachlicher Mittel entsteht, die die Ausdrucks¬kraft des Textes erhöht [3, S. 325].

Auch die Kombination von Expansion und Substitution kommt nicht selten vor:

13.Der Landgerichtsdirektor freute sich ungeheuer, in Dan einen Helfer des Gesetzes getroffen zu haben, wenn auch dessen Dackel noch weit vom rechten Pfade entfernt waren [12, S. 207]. Nach: vom rechten Weg(e)/Kurs abkommen - „kriminell, lasterhaft werden“.

Die Reduktion besteht darin, dass eine den Phraseologismus mit konstituierende Komponente in einem bestimmten Zusammen¬hang weggelassen wird [1, S. 213]. Die Reduktion setzt beim Leser- einehoheSprachkompetenzvoraus. Durch die Kürze des Ausdrucks wird auf Grund des Kontrastes mit der Grundform des Phraseolo- gismus erhöhte Expressivität erreicht:

14.Da war etwas faul im Staat <...> [14, S. 217].

15.Sie stellte die Teller in das obere Geschoss, immer trällernd und guter Dinge [12, S. 192]. Nach: guter Dinge sein - „munter, hoffnungsfroh, optimistisch sein; gute Laune haben“.

Kombination von mehreren Modifikationen liegt im folgenden Beispiel vor:

16.Dort ist für mich Schluss, beim besten Willen und bei aller Freundschaft [15, S. 128]. Zugrunde der Kontamination liegen zwei Phraseologismen: beim besten Willen nicht - „ausgeschlossen“ (reduzierte Form) und in aller Freundschaft - „freundschaftlich“ (Austausch der Präposition).

Mit solchen Modifikationen wird nicht nur der expressive Effekt erzeugt, sondern sie könnender Informationsverdichtung und Textverflechtung dienen.

Fazit und Ausblick. Als stilistische und textkonstitutive Mit¬telsind die Phraseologismen ein fester sprachlicher Bestandteil der literarischen Texte. Die kreative Verwendung der Phraseologismen weckt Aufmerksamkeit der Leser, sie haben expressive, pragmati¬sche, informationsverdichtende, textorganisierende und kohären¬zerzeugende Funktionen. Die phraseologischen Modifikationen sind bewusst vorgenommene Veränderungen, bei denen die Iden¬tität des Phraseologismus nicht beeinträchtigt wird, sondern zum Ausdruck kommt, denn gerade die Modifikationen, die phraseolo¬gischen Einheiten als sprachliche Zeichen in den Texten zulassen, stellen eines ihrer charakterisierenden Merkmale dar und sind auf¬grund der Aktivierung ihrer textbildenden Potenzen möglich.

Die Perspektiven der weiteren Forschungen liegen in der Ana¬lyse der phraseologischen Modifikationen in anderen Texttypen.

Literatur

funktionsweise modernen literarischen

1.Fleischer W. Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache: 2. durchgelesene und ergänzte Auflage. Tübingen : Max Niemeyer Verlag, 1997. 299 S.

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3.Barz I. Probleme der phraseologischen Modifikation. Deutsch als Fremdsprache. 1986. Jg. 23. ¹ 6. S. 321-336.

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10.Burger H. u. a. Handbuch der Phraseologie. Berlin (West) / New York : Walter de Gruyter-Verlag, 1982. 433 S.

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    ó÷åáíîå ïîñîáèå [32,4 K], äîáàâëåí 05.05.2009

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